Romina Huber
Einfach nur sein
Ich bin am 17.06.1991 in Sterzing geboren und in St. Andrä aufgewachsen. Nach der Oberschule bin ich für ein Modestudium nach Mailand gezogen, wo ich drei Jahre lang studiert und sechs Jahre im Sektor gearbeitet habe. Seit 2019 lebe ich wieder in St. Andrä und betreibe mit meinem Mann im Sommer eine Schutzhütte im Rosengartengebiet.
Einfach nur sein
Ich bin überzeugt, dass wir alle seit der Geburt eine verborgene Kraftquelle in uns tragen. Mit der Zeit verlernen wir, auf dieses Gefühl zu hören und daraus für uns Kraft zu schöpfen.
Die alltäglichen Anforderungen im Leben verschaffen oft Druck, sich zu behaupten.
Wie meine Mutter immer gesagt hat: Du kannst etwas oder jemanden nicht ändern, du kannst nur ändern, wie du dazu stehst. Und genau dafür braucht man manchmal eine kurze Auszeit, um in sich zurückzukehren.
Wenn es mal zu viel wird, mag ich es, barfuß im Grünen zu sitzen. Am liebsten unter einem Baum. Die Bäume sind unter der Erde miteinander verbunden, denn die Wurzeln verknoten sich untereinander. Da kann ich die Augen zumachen und Raum und Zeit um mich vergessen.
Das Rauschen der Blätter im Winde ist das einzige Geräusch, das ich höre und wahrnehme, welches mich fast in eine Art Trance versetzt. Meine Gedanken lasse ich mit dem Geist des Windes ziehen, bis der Kopf für einen kurzen Moment ganz leer ist. Ich bin einfach nur hier.
Es fühlt sich genauso an, wie wenn man auf einem Berggipfel steht und in die Weite blickt. Man sieht, wie klein die Häuser und die Straßen in der Ferne sind, und erinnert sich daran, wie klein man selbst ist. Man wird sich der Vergänglichkeit bewusst. Schwierigkeiten und all jenes, von dem man gerade eine Auszeit sucht, fühlen sich so fern an, dass sie gar nicht mehr greifbar wirken.
Die Sonnenstrahlen fühlen sich auf der Haut so warm an. Wenn ich mit geschlossenen Augen Richtung Sonne schaue, sehe ich alle erdenklichen Farben. Die Energie, die ich in so einem Moment tanke, kann ich mir wie farbige Wolken vorstellen.
Und wenn ich dann nach diesem kurzen Moment die Augen öffne, kann ich etwas von Neuem anpacken und kann mit einem Lächeln sagen, dass ich es schaffe.
Ich bin in meiner Freizeit Künstlerin. Manchmal sitzt man vor einer weißen Leinwand und weiß nicht, wo anfangen oder mit welcher Farbe man beginnen soll. Manchmal sitzt man vor dem Blatt und hat gar nicht Kenntnis, was am Ende darauf sein wird. Nach meiner kurzen Auszeit, in der ich wieder zu mir komme, bewegt sich der Pinsel wie von alleine und die farbigen Wolken ergeben Pinselstrich für Pinselstrich am Ende ein Bild, in welcher Form auch immer. Ich wähle die Farben, die ich auf dem weißen Blatt sehe, ich trage sie auf, ich kann sie bleichen. Denn wenn ich Kraft geschöpft habe, bin ich voller Inspiration und alles ergibt einen Sinn.
Du kannst etwas oder jemanden nicht ändern, du kannst nur ändern, wie du dazu stehst.
– Christine Thaler –
